Michael Oehme über Erdogans erneute Niederlage

Der türkische Oppositionskandidat Imamoglu hat die wiederholte Bürgermeisterwahl in Istanbul überraschend eindeutig gewonnen

St.Gallen, 27.06.2019. Die Hoffnung in den türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan schwindet: „Istanbul hat in einer historischen Oberbürgermeisterwahl gezeigt, dass sie auf den Hoffnungsträger der Opposition, Imamoglu, setzen. Erdogan, der nach der ersten Niederlage in Istanbul Neuwahlen wegen angeblicher Wahlfälschung gefordert hatte, muss sich nun geschlagen geben und akzeptieren, dass die Türkei sich erneut für Demokratie und einen Wandel in der Türkei entschieden hat“, erklärt Kommunikationsexperte Michael Oehme.

Erdogan selbst hatte einmal gesagt, wer Istanbul regiert, regiert die gesamte Türkei. „Natürlich kann man vom Oppositionskandidaten Imamoglu keine Wunder erwarten, nichtdestotrotz symbolisiert seine Wahl zum Bürgermeister, dass Erdogan und seine Regierungspartei AKP nicht alles mit dem Volk machen können. Seine Devise ist im Prinzip das komplette Gegenteil von Erdogans Regierungsstil: Die Bürger versöhnen, statt spalten, Sorgen ernst nehmen, ohne jemanden zu bevormunden oder gar zu zensieren, wie es Erdogans Stil ist“, erklärt Michael Oehme weiter.

Erdogan muss nicht irgendeine, sondern eine wahrlich historische Niederlage verkraften: Imamoglu wurde mit dem besten Ergebnis seit 35 Jahren gewählt. „Die Wahl war so wichtig für die Istanbuler, dass viele ihren Urlaub für die Wahl abbrachen oder extra in die Türkei reisten, um ihre Stimme abzugeben“, betont Kommunikationsexperte Oehme außerdem. „Der Großteil der Bevölkerung und selbst einige AKP-Parteimitglieder selbst haben es satt, dass Erdogan alles alleine entscheiden möchte, so als bilde nur er die gesamte Regierung. Imamoglu hat diesen Nerv der türkischen Gesellschaft getroffen. Nun wird sich zeigen, wie der neue Bürgermeister die bevölkerungsreiche Stadt Istanbul regieren wird und ob sich das Wahlergebnis langsam auf die gesamte Türkei auswirken kann. Ein wenig Hoffnung in die Demokratie in der Türkei ist wieder hergestellt. Das ist in erster Linie ein gutes Zeichen für die Türken, aber auch Deutschland und die gesamte EU können von einer demokratischen und friedlichen Türkei nur profitieren“, so Michael Oehme abschließend.

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