Stammzellen aus Bochum sollen Leben retten

Zufall oder Schicksal? Semih Avsaroglu weiß es nicht. Für eine Leukämiepatientin in Australien ist es in jedem Fall das pure Glück, dass sich der 21-Jährige vor einem Jahr typisieren ließ.  Denn 2016 erwies er sich prompt als ihr möglicher Lebensretter. Er spendete Stammzellen und gibt der Frau damit eine Chance auf Leben.

Semih Avsaroglu hat bei der Stefan-Morsch-Stiftung Stammzellen für eine Leukämiepatientin in Australien gespendet. Foto: Stefan-Morsch-Stiftung
Semih Avsaroglu hat bei der Stefan-Morsch-Stiftung Stammzellen für eine Leukämiepatientin in Australien gespendet. Foto: Stefan-Morsch-Stiftung

Als Azubi zum Informatikkaufmann nahm Semih Avsaroglu im August 2015 an der alljährlichen Blutspendeaktion des Deutschen Roten Kreuzes Duisburg im Bildungszentrum der Thyssenkrupp Steel Europe AG teil. Es hatte sich eine lange Warteschlange gebildet. Der 21-jährige bekam Durst. Auf der Suche nach etwas zu trinken, entdeckte er den Stand der Stefan-Morsch-Stiftung und die Info zur Typisierung und der Stammzellspende. Das DRK ist seit Jahren ein Kooperationspartner der gemeinnützigen Stiftung.

Typisierung bei Thyssenkrupp

„Ein Arbeitskollege und ich gingen hin, hörten zu – wir hatten ja Zeit – und ließen uns ohne langes Zögern typisieren.“ „Ratzfatz“ war das geschehen. „Etwas Einfacheres gibt es ja gar nicht“, begeistert sich der 21-Jährige. Die Stefan-Morsch-Stiftung im rheinland-pfälzischen Birkenfeld sucht seit 30 Jahren geeignete Spender. Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland mehr als 11.000 Menschen an Leukämie. Vielen kann heute durch die Übertragung von Stammzellen eines gesunden Spenders, der die gleichen genetischen Merkmale besitzt,  geholfen werden. Deutschlands älteste Spenderdatei hat beinahe Tag für Tag Teams im Einsatz, die mit Typisierungsaktionen informieren, aufklären und sensibilisieren. Wie im vorigen Jahr bei dem Stahlbauriesen mit seinen 27.000 Mitarbeitern am Standort Duisburg.

Stammzellen spenden

Der Bochumer erhielt im Frühjahr 2016 die Nachricht, dass seine genetischen Merkmale „passen könnten“. „Ich war sehr überrascht“, erzählt Semih Avsaroglu, denn so schnell habe er nicht damit gerechnet. „In jedem Fall habe ich mich sehr gefreut. Ich habe zu keiner Zeit daran gedacht, es nicht zu tun.“ Die Familie, Freunde und Arbeitskollegen – alle sind stolz auf den Informatikkaufmann und haben die Daumen gedrückt.

Der Weg zum Lebensretter

Vor der eigentlichen Stammzellentnahme muss sich der Spender ein Medikament spritzen, um die Produktion der eigenen Stammzellen anzukurbeln. „Meine Mutter konnte es nicht ertragen, wie ich mir in den letzten drei Tagen vor dem Termin selbst täglich das Medikament gespritzt habe“, grinst der Hobby-Fußballer. Am zweiten Tag bekam er leichte Kopfschmerzen – „die zu verkraften waren“- und am zweiten Tag leichte Gliederschmerzen – „alles im Rahmen der Erträglichkeit“. Die Nebenwirkungen können auftreten, verschwinden aber schnell wieder.

Stammzellentnahme in Birkenfeld

Der Spendetermin in Birkenfeld war für den 21-Jährige dann gleich doppelt interessant: Er ist fasziniert von Technik und verfolgt er mit Argusaugen die eigene Spende. Auch zur eigenen Ablenkung. Bei der so genannten peripheren Stammzellentnahme – der Apherese – werden die Stammzellen aus dem venösen Blut herausgefiltert. Es ist die heute gängigste Methode. Eine Narkose oder gar eine Operation sind nicht erforderlich.

Lasst Euch typisieren!

„Ich hatte zuerst ein mulmiges Gefühl, als ich die große Maschine mit den zig Anzeigen darauf gesehen habe“, gesteht der Bochumer. Doch nachdem er „angedockt war“, habe sich das gelegt. Nette Gesellschaft und ein Kinofilm machten das lange Liegen fast kurzweilig. „Ratzfatz“ sei der „sehr angenehme Aufenthalt“ vorbei gewesen.

Semih Avsaroglu kann nur allen Menschen empfehlen, sich ebenfalls typisieren zu lassen. Er selbst würde jeder Zeit wieder spenden. „Wenn man einmal die Erfahrung gemacht hat, gibt es kein Hindernis mehr.“ Die Empfängerin in Australien würde er sehr gerne kennenlernen. „Die Entscheidung liegt bei der Dame“, betont der 21-jährige. Er hat ihr – anonym – einen kleinen Brief geschrieben und ihr darin Mut gemacht. „Das wichtigste ist, dass sie es überlebt und wieder gesund wird.“

Online-Registrierung

Online zum Lebensretter - einfach über die Homepage der Stefan-Morsch-Stiftung. Foto: Stefan-Morsch-Stiftung
Online zum Lebensretter – einfach über die Homepage der Stefan-Morsch-Stiftung. Foto: Stefan-Morsch-Stiftung

Wer sich wie Semih Avsaroglu als Lebensretter bei der Stefan-Morsch-Stiftung registrieren lassen möchte, hat auf der Homepage der Stiftung www.stefan-morsch-stiftung.de online die Möglichkeit dazu. 

Über die Homepage der Stefan-Morsch-Stiftung (www.stefan-morsch-stiftung.de) kann man sich jederzeit als Stammzellspender erfassen lassen. Für den Spender, der jünger ist als 40 Jahre, entstehen dabei keine Kosten. Geldspenden sind jedoch für Spenderdateien unverzichtbar, da jede Spenderregistrierung mindestens 40 Euro verursacht. Auch die Spendenkonten sind auf der Homepage nachlesbar. Über unsere gebührenfreie Hotline (08 00 – 766 77 24) können Sie weitere Informationen einholen.

Stefan-Morsch-Stiftung

Die Stefan-Morsch-Stiftung ist die älteste Stammzellspenderdatei Deutschlands. Unter dem Leitmotiv “Hoffen – Helfen – Heilen“ leistet sie schnelle und persönliche Hilfe für Krebskranke und ihre Familien. Jedes Jahr erkranken allein in Deutschland etwa 11 000 Menschen an bösartigen Blutkrankheiten wie etwa der Leukämie. Jeder zweite Patient ist ein Kind oder Jugendlicher. Je nach Leukämieart variieren die Heilungsaussichten. Oft reicht die Behandlung mit Chemotherapie und/oder Bestrahlung aber nicht aus. Dann ist die Übertragung gesunder Blutstammzellen die einzige Hoffnung auf Leben. Eine solche Transplantation ist aber nur möglich, wenn sich ein passender Stammzell- bzw. Knochenmarkspender zur Verfügung stellt. Mit jedem neu gewonnenen Spender erhöht sich somit die Chance, dass einem todkranken Patienten das Leben gerettet werden kann.

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